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Ehemalige und Freunde der Ricarda-Huch-Schule Giessen e.V.

Eine Rede zur Jubiläums-Feier 2018

Als letzter Klassenverband im Juni 1978 zum Abitur

Sehr geehrter Herr Direktor Nissel, liebe ehemalige Schülerinnen und Schüler, liebe Klassenkameraden,
zu Beginn möchte ich mich selbst kurz vorstellen. Mein Name ist Petra Herber. Viele werden mich als Petra Semmler kennen. Ich habe die Klasse 13e im Jahr 1978 besucht. Am 19. Juni 1978, damit vor fast 40 Jahren, haben wir an der Ricarda-Huch-Schule als Klassenverband Abitur gemacht.
Schulleiter war Herr Bernard, unsere Klassenlehrerin der Klasse 13e war Frau Kühl. Die Abifeier fand auf dem Gleiberg statt.

Begonnen hat es im Sommer 1969 als reine Mädchenklasse, mit Fünftklässlern aus Gießen und dem Kreis Gießen. Meine Freundin Heike kam aus Burkhardsfelden. Wir kamen alle mit dem Bus oder zu Fuß mit einem Ranzen auf dem Rücken zur Schule. Für nachmittags haben wir uns zum Spielen auch ohne Facebook und Handy verabredet. Als brave Mädchen haben wir die Unterstufe damit verbracht, fleißig zu lernen. In den Pausen wurde Gummitwist, Verstecken, Fingerspiele mit Wollfäden und mit Klick Klack-Kugeln gespielt. Dabei ließen sich blaue Flecken an den Handgelenken leider nicht verhindern. Im Handarbeitsunterricht lernten wir Sticken, Häkeln und Stricken (auch das Sockenstricken). Das Nähen mit der Nähmaschine ist uns erspart geblieben, da wegen Lehrermangel der Unterricht in der 8. Klasse in Handarbeit ausfiel. Auch das Kochen und Spülen ohne Spülmaschine wurde uns, wie es sich für eine reine Mädchenschule damals gehörte, beigebracht. Das Kochbuch von damals habe ich noch und auch viele Rezepte daraus ausprobiert. Werken oder Arbeitslehre gab es nicht, da die Ricarda, wie schon erwähnt, damals eine reine Mädchenschule war.

In der Mittelstufe wechselten dann unsere Schwerpunkte: Jetzt war die Schule und das Lernen nicht mehr ganz so wichtig. Es ging um die Tanzstunde und die Jungs, für die wir uns zu interessieren begannen. Einige hatten auch schon feste Freunde. Es kam selbstverständlich auch Liebeskummer dazu, die Jungs waren nicht immer treu. Andere überlegten oder beschlossen, die Schule nach der mittleren Reife zu verlassen und eine Ausbildung zu beginnen. Darüber wurde in den Pausen und den Freistunden, die wir oft in der Eisdiele oder dem U-Boot (einer Bäckerei) verbracht haben, gesprochen.

In der Oberstufe waren wir plötzlich keine reine Mädchenklasse mehr. Es kamen 6 Jungen oder soll ich sagen junge Männer aus anderen Realschulen dazu, die auch Abitur machen wollten. Es gab sogar ein Klassenpärchen, die später heirateten und deren Beziehung, wenn ich richtig unterrichtet bin, bis heute gehalten hat.
Es hatte auch sein Gutes, dass wir keine reine Mädchenklasse mehr waren. Denn jetzt brauchten wir uns – besonders im Physik- oder Mathematikunterricht von den Lehrern nicht mehr anzuhören: Das lernen Frauen nie! Denn jetzt kam es vor, dass auch die Jungs Schwierigkeiten mit dem Lernstoff hatten. Über diese Bemerkungen von Lehrern haben wir uns immer sehr geärgert und dieses auch einen Physiklehrer spüren lassen, indem wir eine mit Versuchen gut vorbereitete Stunde geschwänzt haben.
Geraucht wurde auch. Dabei durfte man sich genau wie heute auf dem Schulgelände nicht erwischen lassen. Deshalb wurden auch oft die Toilettenräume - sehr zum Ärger der Nichtraucher - dazu missbraucht.

Insider wissen, dass die Ricarda als reine Mädchenschule auch höhere Mädchenschule oder das Gänsekloster genannt wurde und ihr nachgesagt wurde, dass das Abitur dort leichter sei als an anderen Schulen. Dies konnten wir nicht bestätigen.

Es gab bei uns für das Abitur noch kein Kurssystem. Wir konnten uns nur zwischen dem sprachlichen, naturwissenschaftlichen und gemeinschaftskundlichen Zweig entscheiden. In Deutsch, Mathematik und Englisch musste jeder eine Klausur schreiben. Diese Fächer waren nicht abwählbar. Für die Naturwissenschaftler kam noch Physik, für die Sprachler Französisch und für die Gemeinschaftskundler Gemeinschaftskunde als 4. Prüfungsfach hinzu. Wer danach zwischen 2 Noten stand, wurde noch mündlich geprüft. Wir haben alle das Abitur geschafft und hinterher bei Caroline im Garten tüchtig gefeiert. Auch ohne Abistreich amüsierten wir uns gut. Nach der Abifeier auf dem Gleiberg haben wir uns zum großen Teil aus den Augen verloren, zumindest die, die nicht in Gießen geblieben sind. Einige haben im Sommer eine Ausbildung begonnen, andere haben sich für einen Studienplatz in Gießen oder einer anderen Universität eingeschrieben und mit dem Studium dann im Herbst angefangen. Nur zu zwei selbst organisierten Treffen im Klassenverband und zur Feier des 25 jährigen Abiturs hier in der Ricarda haben wir uns alle getroffen und uns dabei erzählt, wie es weiter gegangen ist. Da seit der Feier zum 25. Abitur inzwischen schon 15 Jahre vergangen sind, werden wir uns heute nach der offiziellen Feier wahrscheinlich noch viel zu erzählen haben.

Mit diesem kleinen Rückblick möchte im meine Rede beenden und mich bei allen herzlich bedanken, die mir beim Zusammenstellen dieser Rede geholfen haben.

Petra Herber geb. Semmler (Abi 1978)

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